Der stattliche Brunnen auf dem Mittelstreifen des Leibnizufers zwischen der Altstadt und der Calenberger Neustadt wurde 1916 in Erinnerung an den hannoverschen Unternehmer Johann Duve (1611–1679) errichtet. Der Lindener Bildhauer Georg Herting erschuf das Denkmal mit der großen Bronzefigur "Sämann", der beim Ausstreuen seiner Saatkörner in Richtung des ursprünglichen Brunnenstandortes am Neustädter Markt blickt.
"Und er ging aus zu Säen"
Zum 300. Geburtstag von Johann Duve, der am 8. März 1611 in Hannover geboren wurde, wollten die Bürger der Stadt den erfolgreichen Kaufmann und wohltätigen Ratsherren ehren und seine Verdienste mit einem Denkmal in Form eines Brunnens würdigen. Für die Finanzierung des Baus wurden ab Januar 1903 Spenden gesammelt, auch die Stadt Hannover beteiligte sich mit einem größeren Betrag. Außerdem wurden so genannte "Duve-Feste" veranstaltet und ein Künstler-Wettbewerb ausgeschrieben, den der Lindener Bildhauer Georg Herting schließlich für sich entschied mit seinem Entwurf unter dem Motto "Und er ging aus zu Säen".
Große und kleine Hürden bis zur Grundsteinlegung
Als hannoverscher Ratsherr hat sich Johann Duve um die städtische Erweiterung von Hannover in Richtung Calenberger Neustadt verdient gemacht, weshalb das Brunnen-Denkmal auf dem Neustädter Markt errichtet werden sollte. Zuvor jedoch waren noch ein paar Hürden zu nehmen: zunächst musste ein bereits auf dem Platz befindlicher Brunnen (der heutige Schlossbrunnen) versetzt werden, außerdem wurde eine Litfaßsäule verdeckt und eine eiserne Pferdetränke behindert, zudem begann ein Jahr nach der Grundsteinlegung der Erste Weltkrieg, und dann ging auch noch das Geld aus. Schließlich konnte der Duve-Brunnen im August 1916 mit einer bescheidenen Feier eingeweiht werden.
Von Hannover nach Hamburg – und wieder zurück
Im Zweiten Weltkrieg mussten wie viele andere Kunstwerke auch die große Bronzefigur und die in der Mitte des Brunnens angebrachten Putten im Zuge von Materialsammlungen für die Rüstungsindustrie zum Einschmelzen nach Hamburg gebracht werden. Glücklicherweise blieb dem "Sämann" und seinen Putten dieses Schicksal erspart. Nach Kriegsende konnte das Brunnen-Ensemble unversehrt nach Hannover zurückkehren. Doch nur der bronzene "Sämann" schaffte es auf den Duve-Brunnen an seinem neuen Standort in der Mitte des Leibnizufers mit Blick auf seine frühere Heimat am Neustädter Markt, die Putten empfand man als zu altmodisch und ließ sie nicht mehr anbringen. Außerdem wurde der Brunnenschaft verkleinert und die Wasserschale abgeflacht. Am 30. April 1953 konnte der Brunnen wieder in Betrieb genommen werden – allerdings fließt das Wasser seit diesem Tag nicht mehr wie zuvor in vier mal zwölf kleinen Strahlen aus Öffnungen der Schale, sondern fällt wie ein durchsichtiger Schleier sanft über den Schalenrand.
Johann Duve – vom Tuchhändler zum Wohltäter
Als Sohn eines hannoverschen Seidenhändlers hatte Johann Duve bereits kaufmännisches Geschick im Blut. Er handelte im Dreißigjährigen Krieg mit kostbarem Tuch, Korn und Blei und machte später ein Vermögen mit Juwelen, Wolle, Holz und Hopfen. Als Bauunternehmer und hannoverscher Ratsherr ließ er durch das Hochwasser der Leine zerstörte Mühlen und den 1630 von einem Unwetter beschädigten Turm der Kreuzkirche in der Altstadt wieder aufbauen (in der 1655 von hannoverschen Bildhauer Arndt Siemerding erbauten Kapelle befindet sich die Grabstelle von Johann Duve) und stiftete 1663 der benachbarten Marktkirche einen neuen Altar und eine neue Ausmalung, die ihn mit seiner Frau als betendes Paar zeigt. Im Auftrag von Herzog Georg Wilhelm ließ Johann Duve von 1666 bis 1670 die Hof- und Stadtkirche St. Johannis in der Calenberger Neustadt errichten, außerdem veranlasste er den Bau von 40 Wohnhäusern in der angrenzenden Straße Rote Reihe. Johann Duve verstarb am 2. September 1679 in seinem Haus an der Marktkirche
Der "Sämann" als Bildnis für die gute Tat
Die Bronzefigur auf dem Duve-Brunnen (der in Hannover auch bekannt ist als Sämann-Brunnen) ist übrigens kein Abbild von Johann Duve (ein Porträtmedaillon von ihm ist unten auf dem steinernen Brunnenschaft angebracht). Der "Sämann" verkörpert die als segensreich empfundenen Verdienste des hannoverschen Bau- und Ratsherren Johann Duve, der erst das Korn sät (also Häuser und Kirchen für die Bürger baut) und dann die Früchte (seiner Arbeit) erntet. An Johann Duve erinnert ein weiteres Porträtmedaillon an der Gartenseite des Neuen Rathauses im Maschpark und der Johann-Duve-Weg, der am südlichen Ende des Maschsees die hannoverschen Stadtteile Döhren und Hemmingen verbindet.