Strubbelige Haare, frecher Blick, kräftige Stimme: Gorillababy Yanga ist ein echter Herzensbrecher. Seine Mutter zeigte dennoch keinerlei Interesse an ihrem Nachwuchs. Gorillaweibchen Zazie brachte ihre Tochter am Sonnabendmorgen, 29. Oktober, zur Welt und hat sich gleich nach der Geburt von ihr abgewendet.
Nach intensiver Beobachtung der Gorillafamilie entschied das Team, das Neugeborene aus der Gruppe zu nehmen. Seine Mutter zeigte keinerlei Interesse an ihrem Nachwuchs. "Es war eine schwierige Entscheidung, denn Tierkinder sollten von ihren Müttern aufgezogen werden", sagt der Zoologische Leiter, Klaus Brunsing. Um Fehlprägungen zu vermeiden, sei die Handaufzucht immer die letzte Wahl. Bei Zazie wurde jedoch schnell deutlich, dass sie ihr Kind komplett ablehnte. Sie säugte es nicht und zeigte kein Interesse, als es von einem vierjährigen Jungtier herumgetragen wurde. Die Tierpfleger sprangen daher als Ersatzeltern ein, hüllten das Kleine in eine Decke und boten ihm die Flasche mit Ersatz-Milch an.
Kräftig die Daumen drücken
Die ersten zehn Lebenstage hat die kleine Yanga gut überstanden. Sie wird rund um die Uhr betreut, am Körper getragen und bekommt regelmäßig die Flasche. "Das sieht zwar niedlich aus, ist aber eine wirklich anstrengende Aufgabe", erklärt Tierpfleger Klaus Meyer. Wie ein Menschenkind auch, brauche ein kleiner Gorilla 24 Stunden am Tag Aufmerksamkeit. Zudem muss Yanga besonders vorsichtig behandelt werden. "Das Baby wurde nicht von seiner Mutter gesäugt, es hat also nicht den Immunschutz, der normalerweise mit der Muttermilch aufgenommen wird", erklärt Zootierarzt Viktor Molnar. Yanga sei daher auch nach zehn Tagen noch nicht außer Gefahr.
Amme gesucht
Damit das Jungtier von Anfang an Kontakt zu seinen Artgenossen hat, sie riechen und hören kann, sind die Tierpfleger mit Yanga hinter den Kulissen so nah wie möglich bei der Gorillafamilie. Parallel dazu hat der Zoo mit dem Koordinator des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) für Gorillas Kontakt aufgenommen. "Wir hoffen, dass wir eine geeignete Gorilla-Amme für das Baby finden", so Klaus Brunsing. Das ablehnende Verhalten von Gorillaweibchen Zazie kommt nicht ganz unerwartet. Zazie hat zwar in der Vergangenheit schon Jungtiere großgezogen, war aber nie eine vorbildliche Mutter. Aus diesem Grund bekommt Zazie seit mehr als einem Jahr ein Verhütungsmittel. Dieses Präparat sollte eine weitere Trächtigkeit verhindern. Leider geben diese Präparate aber nie eine 100-prozentige Sicherheit – so auch nicht in diesem Fall.
Vom Aussterben bedroht
In freier Wildbahn gibt es nur noch etwa 95.000 Westliche Flachlandgorillas. Der Erlebnis-Zoo Hannover beteiligt sich seit vielen Jahren aktiv am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für den Westlichen Flachlandgorilla, um den Bestand langfristig zu sichern.
Hinweis
Das Gorillababy und seine Familie (Gorillas und Tierpfleger) sind nicht zu sehen, da das Urwaldhaus wegen der Bauarbeiten an der neuen Themenwelt Afi Mountain für Besucher zurzeit nicht zugänglich ist. Der Erlebnis-Zoo wird aber regelmäßig auf Facebook und erlebnis-zoo.de über seine Entwicklung berichten.