„Das ist eine Riesenchance für Schulklassen und andere Gruppen, die Welt der Religionen kennenzulernen, und das unter einem Dach“, sagte der Vorsitzende des Trägervereins, Professor Wolfgang Reinbold dem epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen. Der Umbau kostete 1,26 Millionen Euro.
Kernstück der neuen Räume ist eine Ausstellung über die Gemeinschaften der Christen, Juden und Muslime, der Hindus, Buddhisten und Bahai sowie der Aleviten, Jesiden und Humanisten. Sie stellen sich in kleinen Pavillons vor. Zahlreiche Gruppen sollen hier künftig zu Gast sein und miteinander ins Gespräch kommen.
Dafür stehen auch ein Foyer mit geräumiger Teeküche und zwei Seminarräume zur Verfügung. Insgesamt ist Platz für bis zu 140 Personen. Auch der Bundeskongress der Räte der Religionen, einer Vereinigung von Räten der Religionen aus 65 Städten, wird dort künftig seinen Sitz haben. Zudem sind Vorträge, Lesungen und Konzerte geplant. „Für uns beginnt eine neue Ära“, sagte Reinbold.
Bundespräsident eröffnet das umgestaltete Haus
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte bei der Eröffnungsfeier am 21. November die interreligiöse Einrichtung: „Sie haben hier nicht nur einen Lernort der Religionen geschaffen, sondern auch einen Lernort der Demokratie. Ich wünsche diesem Haus, dass ihm noch viele weitere in der Bundesrepublik folgen mögen!“
Beim Eröffnungsfestakt, musikalisch umflort vom Asambura-Ensemble, bezeichnete Ministerpräsident Stephan Weil das Haus der Religionen als „eine Zierde für Stadt und Region“.
Oberbürgermeister Belit Onay nannte es ein „einmaliges Projekt“. Denn: „Hier im Haus der Religionen in Hannover haben sich mehrere Religionen und Weltanschauungen zusammengeschlossen und 2005 einen Ort der interreligiösen Bildung und Begegnung geschaffen. Ganz allgemein gesagt: Ein interreligiöser Dialog beschreibt einen gleichberechtigten, respektvollen und auch kritischen Meinungsaustausch. Er umfasst die Begegnung und die Zusammenarbeit in Alltag und Theologie zwischen Vertreter*innen und Angehörigen verschiedener Religionen.[...] Hinzu kommt noch die Komponente, dass es sich beim Haus der Religionen nicht zuletzt um einen Lernort handelt, wo sich Menschen kennenlernen können und etwas über den Glauben der Anderen erfahren. Die Zusammenarbeit im Haus der Religionen steht sinnbildlich für unsere diverse Stadtgesellschaft. Hannover ist eine weltoffene und tolerante Stadt, geprägt von kultureller, sprachlicher, musikalischer und religiöser Vielfalt. Das Haus der Religionen ist ein Symbol dafür, was diese Stadt ausmacht und wie wir miteinander leben wollen.“
Als Pilotprojekt bundesweit wegweisend
Das „Haus der Religionen“ gilt als Pilotprojekt bundesweit wegweisend. Zwar entsteht gerade in Berlin das „House of One“, doch dort sind nur die monotheistischen Religionen vertreten. Ein weiteres Haus für alle Religionen gibt es seit 2014 nur in der Schweizer Hauptstadt Bern. Pläne für weitere Einrichtungen gibt es zurzeit in Hamburg, München, Dortmund und Wien.
Der Löwenanteil der Kosten für die neuen Räume kommt vom Land Niedersachsen, der Region Hannover, der Klosterkammer und den Kirchen. Die neuen Eigentümer des Kirchengebäudes erhielten einen Baukostenzuschuss von 600.000 Euro, hinzu kommen 660.000 Euro für Einrichtung und Technik. Im Gegenzug erhielt die Bildungsstätte einen stabilen Mietvertrag für 30 Jahre. Zwei Personalstellen werden von den Kirchen finanziert. Die Einrichtung hofft auf weitere Stellen.
(Veröffentlicht am 22. November 2022)