Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Graduiertenkollegs zum autonomen Fahren und zur mathematischen Modellbildung an der Leibniz Universität.
Großer Erfolg für die Leibniz Universität Hannover (LUH). Wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft heute mitgeteilt hat, hat sie die beiden von der LUH beantragten Graduiertenkollegs bewilligt und fördert diese für jeweils viereinhalb Jahre.
Graduiertenkolleg Computational Mechanics Techniques in High Dimensions (CoMeTeNd)
Neu gefördert wird das Internationale Graduiertenkolleg IRTG 2657 „Computational Mechanics Techniques in High Dimensions (CoMeTeNd)“ bis 2025 mit insgesamt rund vier Millionen Euro. Im Rahmen des Programms haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leibniz Universität Hannover (LUH) und der École normale supérieure (ENS) Paris-Saclay formiert, um gemeinsame Forschungsarbeiten auf dem Gebiet zukunftsweisender numerischer Methoden in der Mechanik voranzutreiben. Die Partner verstetigen mit dem Kolleg ihre Kooperation, die 2010 mit dem ersten internationalen Graduiertenkolleg IRTG 1627: "Virtual Materials and their Validation (ViVaCE)" ihren Anfang nahm. "Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Förderzusage nun die Möglichkeit haben, die erfolgreiche Zusammenarbeit der letzten zehn Jahre fortzusetzen und die erfolgreiche Kooperation zwischen den beiden Universitäten zu vertiefen", sagt Professor Udo Nackenhorst, Sprecher des neuen Graduiertenkollegs.
Modellreduktionsverfahren für nichtlineare und hochdimensionale Probleme
Im Mittelpunkt der Forschungen stehen Modellreduktionsverfahren speziell für nichtlineare und hochdimensionale Probleme, die basierend auf physikalischen Prinzipen z.B. Echtzeitsimulationen oder schnelle parametrische Studien für Optimierungsaufgaben ermöglichen. Anwendung finden diese z.B. in der Ermüdungsprognose von Ingenieurbauwerken über die stochastische Bewertung von Prozessen unter der Erdoberfläche bis hin zu Werkzeugen, die auf Tablet-Computern eine patientenindividuelle Operationsplanung ermöglichen.
Deutsche und französische Betreuer
Das Vorhaben wird getragen von einem Team aus je sieben international ausgewiesenen Professoren beider Partner. Die Themen der einzelnen Forschungsprojekte wurden gemeinsam entwickelt, so dass alle Promovierenden von mindestens je einem Betreuer auf deutscher und französischer Seite begleitet werden. Die Promovierenden profitieren dabei von der komplementären wissenschaftlichen Expertise beider Seiten.
Kooperative Teamarbeit in internationalen und interdisziplinären Umfeld
Im Zentrum des Ausbildungsprogramms steht die kooperative Teamarbeit in einem internationalen und interdisziplinären Umfeld. Ein Auslandsaufenthalt von mindestens sechs Monaten an der jeweiligen Partneruniversität ist für alle Promovierenden verbindlich, wobei Doppelabschlüsse speziell gefördert werden. Postdoktorandinnen und Postdoktoranden sowie Masterstudierende sind in das Forschungsprogramm integriert. Für Postdoktoranden werden darüber hinaus maßgeschneiderte Förderangebote bereitgestellt, um diese für anschließende Karriereschritte in Industrie oder Wissenschaft vorzubereiten.
Graduiertenkolleg i.c.sens
Das erfolgreiche Graduiertenkolleg i.c.sens wird ebenfalls weiter gefördert. Am Beispiel des autonomen Fahrens erforschen Nachwuchswissenschaftler dabei Sicherheitsstandards für intelligente Systeme.
Erforschung des Gefahrenpotentials autonomer Systeme
Automatisierte Fahrzeugsysteme, Staubsaug- und Mähroboter, anlernbare Assistenten in der Produktion – in den letzten Jahren haben autonome Systeme Einzug in unser Leben gehalten. Ihre Zahl und Komplexität wird in Zukunft noch zunehmen. Den Systemen ist gemein, dass sie nicht mehr in abgeschirmten Bereichen operieren, sondern in direkter Interaktion mit Menschen stehen und dadurch auch ein Gefahrenpotential darstellen. Im Graduiertenkolleg i.c.sens forschen Wissenschaftler der Leibniz Universität Hannover seit 2016 erfolgreich daran, wie solche Systeme sicher beherrscht werden können. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG hat nun eine zweite Förderperiode bewilligt. Im Zeitraum von 2021 bis 2025 können so Stellen für neun Promovierende und eine Postdoc-Stelle geschaffen werden.
Integritätskonzepte für autonomes Fahren
Als Beispielsystem dient den Forschenden des Graduiertenkollegs das autonome Fahren für das sie sogenannte Integritätskonzepte entwickeln. Die Integrität ist dabei ein Maß für die Zuverlässigkeit eines Systems. In der Luftfahrt sind solche Konzepte bereits etabliert, darüber hinaus besteht erheblicher Forschungsbedarf. Der zweite Forschungsschwerpunkt liegt auf der Kollaboration mehrerer Systeme. Wie können einzelne autonome Systeme verknüpft werden, so dass sie als Netzwerk gemeinsame Ziele erreichen? Wie kann beispielsweise durch den Austausch von Umgebungsdaten, die einzelne autonome Fahrzeuge erheben, die Zuverlässigkeit, also die Integrität, aller Fahrzeuge verbessert werden. Hier erarbeiten die Forschenden methodische Grundlagen, um die Integrität zu garantieren und um Daten von kollaborativ agierenden Systemen gewinnbringend zu nutzen. Dabei konzentriert sich das Kolleg auf Fragestellungen der Zustandsbestimmung, der Umgebungswahrnehmung und der Darstellung in digitalen Karten.
Aktuelle und gesellschaftlich relevantes Forschungsthema
"An der Thematik selbstfahrender Fahrzeuge wird derzeit sehr intensiv geforscht und es besteht ein breites Anwendungsfeld. Wir freuen uns, dass das Kolleg viereinhalb weitere Jahre einen wesentlichen Beitrag zu einem äußerst aktuellen und gesellschaftlich sehr relevanten Forschungsthema leisten kann", sagt Professor Steffen Schön von Institut für Erdmessung und Sprecher des Graduiertenkollegs.
Qualifizierung für den Arbeitsmarkt
Neben dem Forschungsprogramm dienen Graduiertenkollegs der Qualifizierung von Doktoranden. Im Themenfeld von i.c.sens besteht aktuell und in Zukunft ein hoher Forschungs- und Entwicklungsbedarf, welcher zu einer großen Nachfrage nach hochqualifizierten Fachkräften führt. Das strukturierte Qualifizierungs- und Betreuungskonzept von i.c.sens bietet den Promovierenden daher hervorragende Möglichkeiten, sich zügig für diesen nationalen und internationalen, akademischen wie nicht-akademischen Arbeitsmarkt zu qualifizieren.
Zweite Förderperiode bis November 2025
Das Graduiertenkolleg 2159: Integrität und Kollaboration in dynamischen Sensornetzen (i.c.sens) ist ein koordiniertes Promotionsprogramm, das seit Dezember 2016 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. An dem Projekt sind fünf Institute der Leibniz Universität Hannover mit neun Doktoranden, einem PostDoc und neun Wissenschaftlern beteiligt. Sprecher ist Professor Steffen Schön vom Institut für Erdmessung. Die zweite Förderperiode läuft bis November 2025.