Die Autorin und Übersetzerin Ann Cotten wird zweite Poetikdozentin für Neue deutsche Literatur an der Leibniz Universität und am Literaturhaus Hannover.
Das Deutsche Seminar der Leibniz-Uni und das Literaturhaus Hannover haben zum Wintersemester 2022/23 die gemeinsame Poetikdozentur Neue deutsche Literatur eingerichtet. Die Dozentur widmet sich neuen Schreibweisen der post-migrantischen und diversen Gesellschaft. Die Poetikdozentinnen und -dozenten werden laut Literaturhaus anhand dieses Anspruchs an ihr Werk von einer Jury ausgewählt – unabhängig von ihrer jeweiligen Identität und Herkunftsgeschichte. Nach Lena Gorelik im Auftaktjahr der Dozentur wird nun Ann Cotten in Hannover lehren. Das Kooperationsprojekt wird von der VGH Stiftung gefördert.
Aus der Begründung des Auswahlgremiums
„Ann Cottens bisheriges Werk steht vor allem im Zeichen der Spurensuche und der Schöpfung von Sprache. Im Bewusstsein des Zusammenhangs von Motorik und persönlicher Sprachentwicklung und im Wissen, dass das eigentliche Erbringen der Kulturleistung Sprache durch das Hinhören geschieht, schöpft sie eigene Bilder, Töne, Muster und Geschichten in Lyrik, Prosagedicht und freien Texten. So kommt sie über Poesie, Spracherfindung und Würdigung alter wie neuer Sprachen, Phänomenen der Kommunikation und Interaktion von allem Leben auf die Spur. Und damit unvermeidlich auch den Auswirkungen von Macht und Bedeutungsgebung, von Unterdrückung und Vergessen, doch auch von Schönheit, Erfindungsgeist und Nähe."
Poetikvorlesung im November
Ann Cotten hält am 29. November unter dem Titel "Text Fur Aliens" ihre Antrittsvorlesung im Literaturhaus Hannover: Dabei geht es um Lesbarkeiten, Fremdheiten, "falsche" Sprache und mehrsprachige Poetizitäten – und damit um zentrale Thematiken der Poetikdozentur für Neue deutsche Literatur. Im Dezember wird Ann Cotten zudem ein Blockseminar für die Studierenden des Deutschen Seminars der Leibniz-Uni anbieten, ebenfalls unter dem Titel "Text Fur Aliens". Im Januar steht eine Lesung im Literaturhaus auf dem Programm.
Ann Cotten
Ann Cotten wurde 1982 in Iowa geboren und wuchs in Wien auf. Ob als Autorin oder Übersetzerin – Ann Cotten bewegt sich in ihrem Schreiben zwischen den Sprachen und Bedeutungsebenen. Sie schreibt auf Englisch und Deutsch. Ihrem mehrfach preisgekrönten Debüt-Gedichtband "Fremdwörterbuchsonette" (2007) folgten weitere lyrische Arbeiten wie "Florida-Räume" (2010) sowie Prosa-Bände wie "Der schaudernde Fächer" (2013) und "Lyophilia" (2019). 2023 erschien "Die Anleitungen der Vorfahren". Für ihr literarisches Schaffen wurde Ann Cotten unter anderem mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis 2014, dem Hugo-Ball-Preis 2017 und dem Gert-Jonke-Preis 2021 ausgezeichnet. Über ihr literarisches Schaffen hinaus verfasst Cotten literaturtheoretische sowie journalistische Texte.